21. Januar 2025
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Darum wird das Heizen mit Gas immer unattraktiver

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2025 sind die Netzentgelte für Gasanschlüsse zum Teil drastisch gestiegen. Was ist der Grund dafür? Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Zukunft der Gasnetze und  damit verbundene Konsequenzen für die Wärmeversorgung mit Gas.

2024 ist eine neue Festlegung der Bundesnetzagentur in Kraft getreten. Verteilnetzbetreiber haben nun die Möglichkeit in Abhängigkeit der geltenden Klimaneutralitätsziele eine frühere Abschreibung ihrer Netze vorzunehmen. Die Abschreibungen können in der Regel auf 2045 verkürzt werden. Je nach Landesklimaschutzgesetz beziehungsweise kommunalen Beschlüssen zur Klimaneutralität ist auch ein früherer Zeitraum bis 2035 möglich. In Baden-Württemberg ist aufgrund des Landesklimaschutzgesetzes einheitlich mindestens 2040 anzusetzen.

Hintergrund dafür ist das spätestens ab 2045 geltende Verbot zur Verbrennung fossiler Energieträger. Damit werden nach Auffassung der Bundesnetznetzagentur große Teile der Erdgasverteilnetze nicht mehr benötigt. Mit der verkürzten Abschreibung sollen die Investitionskosten der Verteilnetzbetreiber bis zum geltenden Klimaneutralitätsziel vollständig durch Netzentgelte (also die Gaskunden) refinanziert werden. Prognosen zeigen, dass sich andernfalls zum 31. Dezember 2044 nicht amortisierte Restwerte in Höhe von mehreren Milliarden Euro ergeben würden. Dies würde auch die kommunalen Stadtwerke treffen. Sonderabschreibungen für die Haushalte der öffentlichen Hand wären unvermeidbar.

Die Anpassung der Abschreibungszeiten führt bereits 2025 zu Preissteigerungen um bis zu 50 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren immer mehr Menschen auf erneuerbare Wärmeerzeuger, insbesondere Wärmenetzanschlüsse und Wärmepumpen umrüsten werden. Damit verteilen sich die Kosten, beispielsweise für Betrieb und Instandhaltung, künftig auf immer weniger Kunden. Gleichzeitig steigen die Netzentgelte jedes Jahr weiter an.

Nicht nur die Netzentgelte sorgen dafür, dass der Betrieb von Gasheizungen immer unwirtschaftlicher wird – auch das Gas selbst wird immer teurer. Zum einen führt der steigende CO2-Preis, aber auch die Verknappung des Rohstoffs aufgrund der Sanktionierung des russischen Gases zu Preissteigerungen. Wer seit dem 01.01.2024 eine neue Gasheizung installiert hat und damit den Anforderungen des aktuell geltenden Gebäude-Energie-Gesetzes unterliegt, muss zudem höhere Anforderungen an den Anteil erneuerbarer Energien (Biomethan) erfüllen, auch dies führt aufgrund der geringen verfügbaren Mengen zu Preissteigerungen.

Da die Umstellung der Gasnetze neben dem Gaspreis auch unsere zukünftige Wärmeversorgung beeinflusst, beantworten wir nachfolgend die wichtigsten Fragen zum Thema.

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„Wer aktuell noch mit Gas heizt oder sogar in eine neue Gasheizung investiert hat, kann seine Heizung noch einige Jahre nutzen. Langfristig werden die Netzentgelte jedoch immer weiter steigen und die Wärmeversorgung mit Erdgas im Vergleich zu anderen Heiztechniken unwirtschaftlich. Darum ist es sinnvoll, sich schon jetzt über Alternativen zu informieren und Rücklagen zu bilden.“

Esther Fischer, Geschäftsführerin bei der LEA

Die wichtigsten Fragen im Überblick

Der dichtbesiedelte Landkreis Ludwigsburg birgt ein hohes Potential für Wärmenetze. Werden diese kommunal betrieben, steht eine bezahlbare und sichere Wärmeversorgung als kommunale Daseinsvorsorge im Mittelpunkt. Mit Wärmenetzen kann sehr effizient geheizt und aufgrund von mehreren Erzeugern eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet werden.

Durch die kommunale Wärmeplanung bereiten Städte und Gemeinden schon heute die strategische Herangehensweise an die Wärmewende vor. Es wird definiert, in welchen Gebieten mit Wärmenetzen zu rechnen ist und wo eine dezentrale Wärmeversorgung notwendig ist. Wer in einem Wärmenetzeignungsgebiet wohnt, ein Anschluss an das Netz zum Zeitpunkt der ausfallenden Heizung oder gewünschten Umrüstung noch nicht möglich ist, kann sich als Zwischenlösung über Wärmepumpen-Contracting informieren. Um Herauszufinden, ob für Ihr Gebäude der Anschluss an ein kommunales Wärmenetz möglich ist, können Sie sich an Ihre Stadt oder Gemeinde wenden.

Wer nicht in einem solchen Gebiet wohnt, erhält ebenfalls Planungssicherheit. Es entsteht Klarheit, dass an dieser Stelle auch zukünftig kein Wärmenetz entstehen wird. Der nächste Schritt ist die Beratung für eine individuelle, erneuerbare Lösung.

Langfristig wird die Wärmeversorgung nicht nur dekarbonisiert, Wärme entsteht auch genau dort, wo sie verbraucht wird. Die lokale Wertschöpfung steigt und die Wärmeversorgung wird unabhängig von Gas- und Öllieferanten aus überwiegend nicht demokratischen Staaten.

Wie effizient eine Wärmepumpe läuft, hängt maßgeblich von der Temperaturdifferenz zwischen Vorlauftemperatur im Heizungssystem und der aus der Umwelt aufgenommenen Wärme ab. Je niedriger also die Vorlauftemperatur, desto weniger Strom benötigt die Wärmepumpe.

Während die Wärmepumpe im Neubau als Heiztechnologie kaum in Frage gestellt wird, herrscht im Bestand große Unsicherheit. Viele Wohnungseigentümer:innen zweifeln, ob ein effizienter Betrieb von Wärmepumpen in Ihrem Gebäude möglich ist. In den meisten Fällen ist dies jedoch problemlos möglich. Beim überwiegenden Anteil der Heizungssysteme in Bestandsgebäuden besteht hinsichtlich systembedingter Vorlauftemperaturen keine technische Einschränkung für die Installation von Wärmepumpen.

Eine energetische Sanierung der Gebäudehülle ist zwar grundsätzlich sinnvoll, oftmals sind geringe Maßnahmen wie der Tausch zu kleiner Heizkörper jedoch völlig ausreichend, um den ökonomischen Betrieb einer Wärmepumpe zu ermöglichen. Die Umrüstung auf Flächenheizungen ermöglicht eine weitere Absenkung der Vorlauftemperatur.

Generell sollte für den Betrieb von Erdgasheizungen ein Wirtschaftlichkeitsvergleich unter Berücksichtigung der Wiederbeschaffungs-, Wartungs- und Brennstoffkosten zu anderen klimaneutralen Lösungen gemacht werden. Die Nutzung von Erdgas wird in Zukunft erheblich teurer: sowohl Netzentgelte als auch Gaspreise steigen immer weiter an. Dadurch kann es gegebenenfalls sinnvoll sein, schon vor einer anstehenden Stilllegung auf eine klimaneutrale Alternative umzurüsten. In der Regel kommt hierfür der Wärmenetzanschluss oder eine Wärmepumpe infrage.

Wer erst kürzlich in eine neue Gasheizung investiert hat, sollte sich hinsichtlich der geltenden Klimaneutralitätsziele vorausschauend informieren und rechtzeitig umrüsten. Der Betrieb der Gasheizung kann noch einige Jahre fortgesetzt werden. Dennoch ist hilfreich einen Plan zu haben und sich mit genug Vorlaufzeit um Förderungen, Finanzierung und Handwerker:innen zu kümmern.

Zudem wird davon ausgegangen, dass Teilnetze bereits Ende der 30er Jahre auf Wasserstoff umgestellt werden. Das kann zu deutlich früheren Stilllegungen von Netzabschnitten führen.

Wasserstoff ist für die Wärmeversorgung von Haushalten nicht ausreichend effizient und voraussichtlich sehr teuer. Außerdem wird Wasserstoff in absehbarer Zeit nur in geringen Mengen zur Verfügung stehen und deshalb – ebenso wie Biomethan – primär eine Lösung für einzelne Industrieanwendungen sein und zur Stromerzeugung eingesetzt werden.

Lässt man Kosten und Verfügbarkeit außer Acht, bleibt noch die Betrachtung der Infrastruktur. Durch die räumliche Nähe zur Süddeutschen Erdgasleitung (SEL) als Teil des Wasserstoffkernnetzes, kann Wasserstoff im Landkreis Ludwigsburg auch ohne neue Netze  zugänglich gemacht werden. Allerdings ist dafür die Transformation der bestehenden Verteilnetze eine wichtige Grundvoraussetzung.

Die Umstellung der Gasnetze und Heizungsanlagen von Erdgas auf Wasserstoff kann aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Gase nicht im laufenden Betrieb erfolgen. Das macht die Umstellung sehr komplex, zeitlich begrenzt und ressourcenintensiv. Eine Umstellung aller Heizungsanlagen innerhalb eines nach technischen Rahmenbedingungen definierten Umstellbezirks ist in aller Regel nicht umsetzbar.

Wasserstoff ist kurz- bis mittelfristig knapp und langfristig teuer. Daher sollte er nur da eingesetzt werden, wo es zwingend erforderlich ist. Das betrifft im Landkreis Ludwigsburg wenige Industriekunden, strommarktgeführte Blockheizkraftwerke (BHKWs) in der zentralen Wärmeversorgung und Nischenanwendungen im Verkehr. Sowohl für Industrie- als auch Privatkunden gilt: wer auf direkte Elektrifizierung setzt, kann schon heute mit den marktüblichen Technologien Investitionen planen und frühzeitig auf erneuerbare Energien umrüsten.

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©Gregor Hagedorn, Wolf-Peter Schill & Martin Kittel, based on Michael Liebreich/Liebreich Associates, Clean Hydrogen Ladder, Version 4.1, 2021. Concept credit: Adrian Hiel, Energy Cities

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Bei Fragen rund um das Thema Gasversorgung können Sie sich während unserer Sprechzeiten telefonisch an uns wenden. Über unser Service-Telefon versuchen wir eine Lösung für Ihr Anliegen zu finden oder einen Beratungstermin zu vereinbaren.

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